Ein bewegtes Leben haben wir nachvollziehen können, ich hoffe alle haben den Zeitpunkt wiederfinden können an dem sie Ingeborgs Weg gekreuzt, begleitet, miterlebt haben.
Ingeborgs Zeit unter uns ist zu Ende gegangen, sie wird uns nicht mehr begegnen. Nicht auf dem Fahrrad vorbei flitzen, nicht in Ausstellungen oder Museen anzutreffen sein – wie zum Beispiel in der Löffelausstellung hier in Bremen, die wir zu meiner Studienzeit gemeinsam besucht haben -, nicht zu Feiern kommen. Keine selbst hergestellten Karten zu Weihnachten und Geburtstag und was jeder hier persönlich mit ihr in Verbindung bringt.
Aber Ingeborg hinterlässt Spuren. Unsichtbare in unseren Herzen und Gedanken, sichtbare durch das Schaffen ihrer Hände. In den Kunstwerken die bei dem ein oder anderen an der Wand hängen oder den Kleinigkeiten die sie geschaffen hat, manchmal so nebenbei. Auf dem Tisch haben wir einige dieser schönen Kleinigkeiten gesammelt, die eigentlich zu schade sind um weg zu kommen, aber ich kann sie nicht alle mitnehmen, auch wenn ich das gerne will. Daher freue ich mich, wenn sie bei dem ein oder anderen hier ein neues zu Hause finden und Ingeborg bei denjenigen so weiter präsent ist.
Ingeborg hat sich ein Lied gewünscht. Ursprünglich ein Gedicht, dann bald vertont ist es uns allen bekannt. Bei genauerem hinhören kann man Ingeborg hier wiederfinden: dass manche Sachen belacht werden, weil wir sie nicht sehen. Ingeborg hat in vielen Dingen etwas gesehen und es mit ihrer Kunst sichtbar gemacht. Sie war oft fröhlich wie ein Kind, trotz mancher schweren Zeiten und letztendlich schaute sie auch wenn nicht immer sichtbar auf Gottes Heil.
Ein paar Verse dieses Gedichts:
Abendlied
Der Mond ist aufgegangen.
Die goldnen Sternlein prangen.
Am Himmel hell und klar:
Der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille,
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.
Gott, laß uns dein Heil schauen,
auf nichts vergänglichs trauen,
nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden,
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein!
Wollst endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen
durch einen sanften Tod,
und wenn du uns genommen,
lass uns in Himmel kommen,
Du lieber treuer frommer Gott!
Der Dichter Matthias Claudius spricht von einem stillen Ort an dem wir des Tages Jammer verschlafen und vergessen können, Ingeborg ist nun sicher an solch einem Ort und der liebe treue Gott hat sie auch sicher in den Himmel kommen lassen, so wie es sich der Dichter wünscht.
Sabine und Henning spielen nun diese Lied und wir wollen zum Abschied ein paar Strophen davon für Ingeborg singen.
Friederike von Hantelmann