ingeborg von hantelmann


... aus dem Leben von Ingeborg von Hantelmann

Nun sind wir bei Ingeborg als junge Frau angekommen. Bleibt noch etwas aus ihrer Kindheit zu erfahren, von Dingen, die sie ebenso geprägt und geformt haben wie Studium, ihr künstlerischer Werdegang, die lieben Ahnen und ihre lange Zeit bei Quartier. Therese ihre Schwester ist diejenige die uns hierzu aus erster Hand teilhaben lassen kann.

6 Minuten mit Geschichte, die trockenen Daten sind:
Geboren im Mai 1953 in Norddeutschland, aufgewachsen in einer Kleinstadt. Kein Kindergarten, Schule, Gymnasium, Wechsel auf die Realschule, Abschluß anschließend Abitur nachgeholt und Studium, wie schon gehört.
Doch Kindheit macht natürlich mehr aus als nur diese trockenen Daten. Unsere Erinnerung wird geprägt durch das was wir erlebt haben, die Menschen die uns begegnet sind. Spätere Weichenstellungen können durch die Erfahrungen aus der Kindheit bedingt sein. Und Geschwister erleben die gleichen Situationen im Elternhaus anders. So ist das, was ich euch berichte natürlich mit meiner Brille gefärbt. Ich bitte das zu entschuldigen.
Die wichtigsten Menschen sind natürlich die Eltern. Wir hatten alte Eltern mit einer belastenden Vergangenheit, wie viele zu dieser Zeit. Aber bei uns wurde über das Erlebte gesprochen, vor allem unsere Mutter tat dies . Sie hatte Evakuierung und Flucht mit 3 kleinen Kindern erlebt und konnte uns davon sehr anschaulich erzählen. Der Vater hat über Krieg und Gefangenschaft nicht gesprochen. Aber wenn ich an meine Kindertage denke erinnere ich mich an viele fröhliche Augenblicke, mit Lachen, Singen, musizieren, basteln, Zeit für einander haben. Ich empfinde im Nachhinein die Atmosphäre in unserm Haus als entspannt. Aber vielleicht sieht man leicht die Kindheit in einer rosaroten Brille.
Die ersten Jahre waren geprägt von Geldmangel, ob Armut kann ich nicht sagen. Trotzdem versuchten uns unsere Eltern zu geben, was sie konnten. Die Mutter war sehr kreativ und geschickt mit den Händen. Sie machte unser Spielzeug selbst. Ein von ihr gefertigter Teddy hat lange gelebt und die Puzzle, aus Holz ausgesägt, hat nun meine Enkelin. Lange gab es nur von vorhandenen Stücken umgearbeitet Kleidung, wie stolz war ich als ich den ersten Rock aus neuem Stoff bekam, da war ich vielleicht 8 Jahre. Die Mutter liebte schöne Dinge um sich und wenn es das nicht zu kaufen gab, b.z.w. das Geld nicht reichte, machte sie es selbst. So haben wir schon früh gelernt, uns eine schöne Umgebung zu schaffen. Wir wurden auch immer ermutig mit unseren Händen zu arbeiten. Die Mutter spielte nicht gern Spiele, aber basteln durften wir immer und sie konnte tolle Geschichte erzählen. Ihr merkt, der Vater kommt nicht viel bis gar nicht vor, so war es auch. Ein stiller, liebevoller Mann, der wenigsten mir, die Musik näher gebracht hat, und das Lesen. Bildung war beiden wichtig und sie förderten uns wo sie konnten.
Es gab nie ein Auto im Hause Hantelmann. Trotzdem haben wir wunderbare Ausflüge mit dem Fahrrad gemacht, am Sonntagnachmittag ins Moor und den Sonnentau suchen, das war mein Highlight. In den Wald fahren und Pilze, Blaubeeren, Brombeeren suchen erlebten wir gemeinsam. Mag sein dass Ingeborg das nicht mochte, ich weiß es nicht.
Ein prägender Teil in der Kindheit war die christliche Erziehung. Die Mutter war Christ und gab das an uns weiter. Wir hörten schon früh biblische Geschichten und der sonntägliche Kirchgang gehörte zum Alltag dazu. Sie war Lehrerin, durfte in Deutschland aber nicht unterrichten da sie das Examen in Estland gemacht hatte. In unserer Kirchengemeinde gab sie einige Jahre Konfirmanden Unterricht und machte ganz lange, bis ins hohe Alter, Kinderarbeit in der Kirche. Die Mutter lebte uns vor respektvoll und freundlich mit anderen Menschen umzugehen. Das habe ich immer als Reichtum meiner Erziehung empfunden, ich weiß nicht wie es Ingeborg damit ging.
Ich hoffe ihr seht die ersten Tage von Ingeborg vor Augen Was vorher war, vorher sie kam, vorher wir alle kommen das weiß ich nicht. In einer kurzen Geschichte die ich zum Abschluß lesen möchte bekommen wir ein Angebot, wie wir uns die Weiterreise vorstellen könnten.

Therese von Hantelmann